Wertschöpfung - vernetzt und biobasiert

„Bioökonomie: Treiber für den Europäischen Green Deal“

In seiner Keynote zum 4. Wirtschaftsforum BioökonomieREVIER erläuterte Adrian Leip, Leiter des Bereichs Bioökonomie in der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission die Rolle der Bioökonomie aus Sicht der Europäischen Union.

Welche Rolle spielt die Bioökonomie im Kontext des Europäischen Green Deal? Das war die zentrale Frage, die sich als roter Faden durch den Vortrag von Adrian Leip zog.

Nach EU-Definition umfasse die Bioökonomie alle Sektoren und damit verbundenen Dienstleistungen und Investitionen, die biologische Ressourcen, einschließlich Ökosystemleistungen, erzeugen, nutzen, verarbeiten, verteilen oder verbrauchen. Entsprechend nehme auch die Bioökonomie-Politik der EU eine sektorübergreifende Perspektive ein, die Zielkonflikte vermeiden soll und die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft) adressiert.

Als die Europäische Union 2012 erstmals eine Bioökonomie-Strategie formulierte, standen Forschung und Innovation sowie der effiziente Gebrauch erneuerbarer Ressourcen im Fokus. 2018 wurde die Strategie hinsichtlich der Substitution schädlicher Produkte, dem Verständnis ökologischer Grenzen und der Regionalentwicklung erweitert. 2022 folgten die Integration der Nachhaltigkeitsziele, das Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen sowie Nachhaltigkeit in Wertschöpfungsketten, soziale Fairness und vor allem eine gerecht zu gestaltende Transformation.

 

Zirkulär und nachhaltig

Die Bioökonomie-Strategie auf europäischer Ebene sei zirkulär und nachhaltig ausgelegt, so Adrian Leip, und sie basiere auf Erkenntniszugewinn, der sich in der Umsetzung entsprechender Förderprogramme niederschlägt. Es zeichne sich eine deutliche Verschiebung von Aktivitäten vom Primär- auf den Sekundärmarkt ab, was Chemikalien, aber auch den Food- und Materialbereich betrifft.

Insgesamt zeige der Trend in die richtige Richtung, jedoch verläuft die Entwicklung laut Adrian Leip noch nicht schnell genug. Ihm zufolge stehen wir vor einem Biomasse-Dilemma: Während die Nachfrage an nachhaltiger Biomasse steigen wird, wächst die Gefahr einer Biomasselücke – das gelte umso mehr vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wie Klimawandel und Krieg. Die Lage werde schwieriger, Handeln zugleich aber auch dringlicher.

Aktuellen Untersuchungen zufolge erwies sich die biobasierte Wirtschaftsleistung während der Corona-Krise mit einem Rückgang 0,5 % immerhin als deutlich resilienter als die Leistung der Gesamtökonomie, die um bis zu 4,0 % geschrumpft sei.

 

Bioökonomie und EU Green Deal

Mit dem European Green Deal, der im Dezember 2019 vorgestellt wurde, verfolgt die Europäische Union das Ziel, bis 2050 in der EU die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. Dies solle durch einen gerechten Übergang auf grüne Technologien erreicht werden. Zurück zur eingangs formulierten Frage habe die EU, so Adrian Leip, eine klare Antwort: Ja, die Bioökonomie könne mit ihrem ganzheitlichen Ansatz zu allen Aspekten des Green Deal beitragen. Die Bioökonomie trage nicht nur wesentlich zu den Zielen des Green Deals bei, sie könne auch Wegbereiterin in schwierigen Zeiten sein. Gleichzeitig sei sie aber auch Zielpunkt des Green Deals.

Keynote „Bioökonomie: Treiber für den Europäischen Green Deal?“

Sehen Sie hier eine Aufzeichnung des Keynote-Vortrags von Adrian Leip, Leiter des Bereichs Bioökonomie in der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission in Brüssel, beim 4. Wirtschaftsforum BioökonomieREVIER am 29. April 2023 in Jülich.

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