Vernetzte Wertschöpfung

© Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau
Dr. Georg Schaumann
Interview mit Dr. Georg Schaumann | Geschäftsführender Gesellschafter SenseUP GmbH

Georg Schaumann über Unternehmensgründung im BioökonomieREVIER

18.05.2020

Der geschäftsführende Gesellschafter des jungen Jülicher Biotech-Unternehmens SenseUp über sein Bekenntnis zur Region, die mit Ihrer Infrastruktur beste Bedingungen für eine Unternehmensgründung bietet.

SenseUp ist seit 2017 am Markt aktiv und derzeit auf 10 Mitarbeiter gewachsen. Die Firma wurde ausgezeichnet mit Innovationspreisen, u. a. der European Association of Research and Technology Organisations, der MIT Technology Review und des Landes Nordrhein-Westfalen. Im BioökonomieREVIER beteiligt sich das Spin-off des Forschungszentrum Jülich an einem „Innovationslabor“. Hier wird die von der SenseUp entwickelte „Biosensor-Technologie“ eingesetzt, um biotechnologische Verfahren zur umweltfreundlichen Herstellung komplexer pharmazeutischer Wirkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen der Region, etwa Rübenzucker und Melasse zu entwickeln.

BioökonomieREVIER hat von Dr. Georg Schaumann erfahren, was er gründungswilligen Jung-Unternehmern in der Region mit auf den Weg geben möchte.

Herr Dr. Schaumann, was ist die Grundlage Ihrer Geschäftsidee?

Unser Unternehmen SenseUp ist vor fünf Jahren als Spin-off des Instituts für Biotechnologie am Forschungszentrum Jülich entstanden. Heute betreiben wir unser Geschäft als eigenständige Firma mit zehn Mitarbeitern auf dem Campus des Forschungszentrums. Die SenseUp GmbH stellt mikrobielle Produktionsstämme her. Das bedeutet, wir entwickeln Mikroorganismen, die in fermentativen Verfahren aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Rübenzucker oder Melasse, andere natürliche Substanzen herstellen, die in der Futter- und Lebensmittelindustrie oder im pharmazeutischen Bereich eingesetzt werden. Die Entwicklung solcher Mikroorganismen ist sehr komplex und zeitaufwendig. SenseUp hat hierfür eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, mit Hilfe der natürlichen Evolution sehr schnell solche Stämme zu erzeugen, die genau die benötigten Eigenschaften haben.

Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Lohnt sich eine biotechnologische Produktion in unserer Region überhaupt?

Fermentative Verfahren kennt man vor allem für kleinere Moleküle, etwa Aminosäuren oder Vitamine, die in sehr großen Skalen von 100.000 Litern und mehr produziert werden. Solche Produktionen betreibt man am wirtschaftlichsten im Ausland, etwa in China, wo Fläche, Strom und Personal günstig sind.

Wir hingegen entwickeln u.a. Produktionsstämme für hochpreisige Produkte, im Rahmen des Innovationslabors allen voran für pharmazeutische Peptide, die die Medizin dringend braucht. Hier kehren sich die Verhältnisse um. Für die Produktion solcher Moleküle braucht es Hochtechnologie und stabile Rahmenbedingungen - nicht zuletzt regulatorischer Natur. Die Frage ist hier weniger, wie günstig ein Produkt sein kann, sondern vielmehr, wie man das Produkt überhaupt herstellt, eine gleichbleibende Produktqualität sicherstellt und strikte regulatorische Anforderungen erfüllt. Für solche Produkte finden wir hier vor Ort im Rheinland ideale Rahmenbedingungen.

Warum sollte man ausgerechnet im Rheinischen Revier eine Firma gründen?

In unserer Region bestehen ideale Voraussetzungen, wissenschaftliche Erkenntnisse über eine Ausgründung in die praktische Anwendung zu bringen. Grundlage dafür bilden die Hochschulen, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen im Rheinischen Revier. Sie bringen hoch qualifiziertes Personal hervor, das man für solche Ausgründungen dringend braucht. Aus eigener Erfahrung und auch Gesprächen mit anderen bundes- und europaweit verstreuten Unternehmen kann ich berichten, dass dies viel schwerer zu finden ist, als man sich vorstellt. Darüber hinaus gibt es Akteure in der Region, die sich an der Finanzierung beteiligen. Förderinstrumente wie GO-Bio, der Gründungsoffensive des BMBF, stocken solche Finanzierungen dann erheblich auf und ermöglichen damit, wissenschaftliche Erkenntnisse tatsächlich zur Marktreife zu bringen. Durch die Unterstützung der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER, die die unterschiedlichen Akteure der Region vernetzt und durch die Infrastrukturen und Feldlabore für junge Unternehmen zugänglich werden, bieten sich neuerdings weitere, hervorragende Gründungsbedingungen. Ich habe schon oft gedacht: ja, wir haben es hier sehr gut.

©SenseUp

Das BioökonomieREVIER Rheinland soll Modellregion werden für die Bioökonomie. Wo sehen Sie Ihren Beitrag bei SenseUp?

SenseUp ist in der Region verwurzelt und wir gedenken, hier zu bleiben. Hier ist unsere Heimat, die Region, in der viele von uns aufgewachsen sind, in der wir ausgebildet wurden und in der wir eine Innovation vollbracht haben, die mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Und hier möchten wir unsere Ideen auch auf den Markt bringen. Unsere Beteiligung an einem „Innovationslabor“ im Rahmen von BioökonomieREVIER ist sehr spannend, denn wir arbeiten hier an fermentativen Produkten, die man tatsächlich wirtschaftlich in dieser Region herstellen kann. In diesem Umfeld mit dem Forschungszentrum, den Hochschulen und Firmen wie Eppendorf DASGIP oder m2p-labs, die technische Geräte für solche Entwicklungs- und Produktionsanlagen herstellen, sind wir gerade in unserer Region bestens aufgehoben, um solche Dinge zu entwickeln und zu produzieren

Ein Ausblick zum Schluss: wie wird die Gründungslandschaft im BioökonomieREVIER in 20 Jahren aussehen?

Mein Wunsch und mein Ziel ist, dass heute junge Unternehmen wie die SenseUp GmbH, sich dauerhaft etabliert haben, gewachsen sind und neue Wertschöpfungsketten in der Region realisiert haben. Dazu gehört auch, dass jetzt und in den folgenden Jahren mehr Menschen den Schritt von der akademischen Wissenschaft in die unternehmerische Forschung und Entwicklung wagen. Damit wird der wissenschaftliche Erfolg vieler regionaler Institutionen in wirtschaftliche Erfolge überführt, es entstehen neue Arbeitsplätze in der Region, die dazu beitragen, dass die Region innovativ bleibt und attraktiv für weitere Generationen. Die Bedingungen dafür sind im BioökonomieREVIER wie gesagt sehr gut.

Das Interview führte Anke Krüger

Mehr über SenseUp - Biotechnology

Ansprechpartnerin

Anke Krüger

Kommunikation

Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER

02461 61-85448

Über SenseUp

Als Spin-off des Instituts für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich widmet sich die SenseUp GmbH der Entwicklung und Optimierung mikrobieller Produktionsstämme mit neuartigen Technologien. Für Global Player aus der Futtermittel-, Lebensmittel und Pharmaindustrie entstehen hier innovative biotechnologische Produktionsplattformen für kleine Moleküle, Proteine & Peptide sowie Nukleinsäuren.

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