Strukturwandel als Chance für nachhaltige
Regionalentwicklung

Studie Bioökonomie: Potenziale im Rheinischen Revier - Wissen und Bildung

© Adobe Stock

Im Rheinland existiert eine bundesweit einmalige Wissenschaftslandschaft zur Bioökonomie.

Inwieweit wird dieses Potenzial durch Aus- und Weiterbildung schon heute für die Wirtschaft der Region genutzt? Wo sollten regionale Kompetenz- und Qualifizierungsprofile geschärft werden?

Das Institut für Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen (IAT) hat im Auftrag der Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER hierzu eine Studie vorgelegt. Sie bietet einen Überblick über Branchenschwerpunkte und gibt Impulse für die bioökonomische Aus-, Fort- und Weiterbildung im Rheinischen Revier.

Studie herunterladen

Exzellente Hochschullandschaft im Rheinischen Revier

Die im Rheinischen Revier sowie im regionalen Umfeld vorhandene akademische Wissenslandschaft ist mit ihren insgesamt 19 Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen in ihrer Dichte beispiellos. Insgesamt werden schon heute 238 Studiengänge mit Bezug zur Bioökonomie angeboten. In vielen Bereichen wird ein exzellentes Niveau mit überregionaler und internationaler Strahlkraft erreicht.

Darüber hinaus verfügt die Region über eine große Bandbreite an wissenschaftlichen Netzwerken und Verbünden für Wissensgenerierung und -transfer. Das Bioeconomy Science Center (BioSC) etwa bietet bereits akademische Ausbildungsformate zur integrierenden Bioökonomie an. Eine weitere Bündelung der zahlreichen Netzwerke und Institutionen, die bereits heute ihren Beitrag zu einer regionalen Bioökonomie leisten, wäre ein wichtiger Schritt in die Zukunft.

Bislang vermitteln die auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Studiengänge vor allem naturwissenschaftlich und technische Kompetenzen. Demgegenüber mangelt es an sozial- und arbeitswissenschaftlichen Bezügen zur Begleitung betrieblicher Transformationsprozesse in der Arbeitswelt. Hier muß sich die Region weiter vernetzen und mit strukturierten Angeboten breiter aufstellen. Handlungsbedarf besteht insbesondere auch beim Wissenstransfer in die Praxis, vor allem im Hinblick auf die konkrete Umsetzung innovativer Ansätze durch kleinere und mittlere Unternehmen.

Der nichtakademische Bereich

In der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung im nichtakademischen Bereich finden sich bisher nur wenige Bildungsangebote, die explizit auf die Bioökonomie zielen. Zwar werden viele relevante Berufe ausgebildet, diese thematisieren jedoch meist nur allgemeine Fragen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit, etwa eine energiesparende Arbeitsweise.

Eine Perspektive wird für die duale Berufsausbildung gesehen. Hier kann eine stärkere Einbindung in aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Region die Optionen einer bioökonomischen Kompetenz- und Qualifizierungslandschaft erweitern.

 

Handlungsempfehlungen und Instrumente für den Strukturwandel zur Bioökonomie

Die Untersuchung empfiehlt einen ganzheitlichen Fortschrittsmonitor "Wissen.Kompetenz.Beruf.Bioökonomie", aus dem sich Instrumente entwickeln lassen, die neue Bildungsstandards definieren.

Sie gibt folgende fünf Handlungsempfehlungen:

  1. Aufbau eines systematischen regionalen Berufsbildungsmonitorings
  2. Bündelung neuer Berufswege und –chancen durch einen „Zukunftsnavigator Berufsbildung Bioökonomie“
  3. Stärkung bioökonomischer Kompetenzen mit einer „Verbundausbildung plus“
  4. Darstellung von Berufs- und Bildungsgeschichten
  5. Start eines sozialpartnerschaftlichen Dialogs zum Arbeiten und Lernen in der Bioökonomie

Wirtschafts-, Sozial- und Kommunikationswissenschaften könnten hier mit ihren Fachkompetenzen zur Verankerung eines bioökonomischen Strukturwandels zur regionalen Identität beitragen.

Die vorgeschlagenen Entwicklungen in der Aus- und Fortbildung können die Grundlage dafür werden, Arbeitskräfte im Rheinischen Revier zukünftig auszubilden. Dies würde nicht nur den akuten Bedarf decken, sondern auch neue Formen des Zusammenarbeitens in der Region gestalten.

Erste Ansätze, die exzellente Wissenslandschaft mit den Unternehmen in der Region branchenübergreifend zu verknüpfen, werden bereits sichtbar. Das Netzwerken muss jetzt aber weiter auch in die berufliche Bildung übertragen werden. Kurz-, mittel- und langfristig werden in der Region ausgebildete junge Menschen und Arbeitnehmer, die sich in Schlüsselqualifikationen weiterbilden, zur Basis für den Aufbau einer nachhaltigen Bioökonomie.

Bioökonomie Potenziale: Schlüsselbranchen

Ein Blick auf die Branchenstruktur des Rheinischen Reviers zeigt: Die Region verfügt über sehr gute Voraussetzungen für eine Transformation hin zu nachhaltigem, biobasierten Wirtschaften.

Hier gibt es Berufe und Tätigkeiten, die für den Wandel von besonderer Relevanz sind. Sie finden typischerweise Einsatz in den zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen der Region.

Schlüsselbranchen sind hier vor allem die Land- und Ernährungswirtschaft, Chemie- und Kunststoffindustrie mit Biotechnologie und Pharma, die Branchen Papier- und Textil, aber auch Energie, Bau, Informationstechnik, Logistik und der Maschinenbau.

 

Der Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie erfordert Branchenvernetzung und damit verbunden ein Aufbrechen von Denkweisen und Kulturen, die sich bisher an den klassischen Wirtschaftsstrukturen orientiert haben.

Es wird erforderlich sein, Fächer und Disziplinen, die bislang wenig miteinander gemeinsam hatten, zusammenzudenken. Insbesondere die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Belegschaft müssen zukünftig an dieser Herausforderung ausgerichtet werden.

linkedin
Newsletter
Ansprechpartner