11.09.2025
Transformationsmanager Christian Wirtz verankert Bioökonomie in Dorf, Stadt und Region
Brückenbauer zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die die Bioökonomie im Rheinischen Revier vorantreiben wollen, das sind die Transformationsmanager von BioökonomieREVIER.
Christian Wirtz (46) ist unser Transformationsmanager für die Region in dieser spannenden Phase. Er erzählt uns, was ihn antreibt, diese Veränderungen aktiv mitzugestalten.
Wie bist zu BioökonomieREVIER gekommen?
Christian Wirtz: „Ich habe die Gelegenheit ergriffen, als die Stelle ausgeschrieben war. Sie passte für mich, weil jemand gesucht wurde, der sich mit der Region und den Akteuren auskennt, und das nötige Handwerkszeug mitbringt.“
Was genau macht ein Transformationsmanager?
Wirtz: „In erster Linie habe ich die kommunalen Akteure im Blick, bzw. das, was zum Thema Strukturwandel passt. Dazu gehören auch Akteure aus der Wirtschaftsförderung oder interkommunalen Tagebauumfeld-Initiativen. In erster Linie geht es darum, positive Impulse zu setzten für die Regionalentwicklung im Rheinischen Revier.
Ein Beispiel dafür ist Merzenich-Bürgewald. Dort bringen wir über die Dorfentwicklung das Thema Bioökonomie und nachhaltiges Wirtschaften in den Strukturwandel ein. Ich arbeite mit meinen Kollegen auch an einer Bioökonomiestrategie für das Rheinische Revier. Dabei spielen Stadt-, Dorf- und Landschaftsentwicklungskonzepte eine wichtige Rolle. Es gibt also eine operative und eine strategische Seite an meiner Arbeit.“
Wo liegen deine Schwerpunkte?
Wirtz: „Ich habe Wirtschaftsgeografie studiert und bin Generalist. Die fachliche Tiefe im Bereich Bioökonomie habe ich nicht. Ich gucke auf Prozesse, auf den Kontext, auf das Netzwerk und ich frage mich immer wieder: Wen muss man einbinden, auf wen muss ich achten, wie muss ich ein Projekt aufsetzen? In dieser Aufgabe liegt meine Stärke.“
Wer kann sich an dich wenden?
Wirtz: „In erster Linie die Kommunalverwaltungen, Kreisverwaltungen oder interkommunale Entwicklungsgesellschaften. Menschen, die vor Ort mit Stadt-, Dorf- oder Landschaftsentwicklung zu tun haben. Natürlich gibt es Schnittstellen zu den Kolleg:innen aus Wirtschaft, Landwirtschaft und der Wissenschaft. Manchmal überlappen sich unsere Bereiche. Dann arbeiten wir interdisziplinär zusammen – das ist eine unserer Stärken. Davon profitieren dann alle, die an einem Projekt beteiligt sind.“
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften brauchst du in deinem Job am meisten?
Wirtz: „Ich manage Komplexität. Ich erkenne, dass das Thema komplex ist, dass es Abhängigkeiten gibt. Und dann habe ich auch einen strategischen Blick auf das Netzwerk: Wen muss ich zu welchem Zeitpunkt einbinden, wen vielleicht zu einem anderen? Mir macht es Spaß, mich mit Leuten zu treffen und den Kontakt zu halten.“
Du sprachst von fehlendem Fachwissen...
Wirtz: „Ja. Ich bin Generalist. Den Überblick über Themen und das Erkennen von Zusammenhängen zu haben, ist meine Stärke. Ich muss mich nicht in der Tiefe mit bestimmten Pflanzen, Anbaumethoden oder technischen Verfahren auskennen. Deshalb habe ich einen Blick auf alle Themen, die wir bearbeiten, damit wir zum Beispiel einem Dorf wie Bürgewald positive Impulse geben. Da geht es um viele Themen, die zusammen gedacht werden müssen: zum Beispiel Landwirtschaft, Gebäudenutzungen, Naherholung und Tourismus. Und durch mein Netzwerk weiß ich, an welche Fachbüros ich mich wenden muss. Die können dann erklären, was genau benötigt wird und übernehmen die Umsetzung."

„Wir gehen selten auf eingetretenen Pfaden"
Was motiviert dich
Wirtz: „Mich treibt dieses für mich einmalige Zeitfenster an, das wir hier haben. Die Region wandelt sich jetzt stark und ich freue mich, dass ich jetzt am Start bin. Diesen Zeitpunkt zu nutzen und über meinen kleinen Beitrag zu versuchen, etwas zu verändern, etwas von unseren Themen unterzubringen, etwas sichtbar zu machen – das treibt mich an. Dass ich sehe, was ich am Ende getan habe. Diese Wirksamkeit von mir in meiner Arbeit im BioökonomieREVIER und für den Strukturwandel im Rheinischen Revier.
All das kann man sehr auch schön anhand von Bürgewald beschreiben.
Schon bald haben wir als BioökonomieREVIER Büros im Neesenhof. Es gibt eine Konzeption für diesen Bioökonomie-Profilort. Zusätzlich sind wir dann sichtbar über Workshops – bis hin zu dem Punkt, dass dann inhaltliche Empfehlungen von uns gibt, die dann dort umgesetzt werden sollen: Start-Ups vor Ort, Vermittlung und Dialog.
Konkret könnte ich mir vorstellen, dass der Neesenhof und der Agri-Food-Energy-Park verbunden werden, und dass es dann eine Demonstrationsroute im Dorf gibt, die zeigt, was wir neben der Anbindung an den kommenden See noch zu bieten haben.“
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Wirtz: „Wir produzieren oft Unikate. Wir gehen selten auf eingetretenen Pfaden. Es gibt natürlich gewisse Techniken oder Systematiken, die man anwenden kann – aber in der Regel ist jedes Projekt ein Unikat. Ob das Bürgewald ist, die Erftaue mit Schloss Türnich oder das FIZZ (FaserInnovationsZentrum Zerkall, Anm. d. Red.) – ich habe es immer mit anderen Profilortentwicklungen zu tun. Das leere Blatt vor mir zu haben und es sinnvoll zu befüllen – das gefällt mir gut.“
Was ist deine große Hoffnung für die Modellregion Bioökonomie im Rheinischen Revier?
Wirtz: „Die Bioökonomie ist ein Narrativ, die eine umfassenden, durchdringende Idee ist, die nicht nur Einzelaspekte betrachtet – das ist ja ein Beitrag im Strukturwandel, den wir leisten können. Es müssen aber noch vielmehr mitmachen. Ich hoffe daher, dass wir unsere Arbeit lange fortführen können und hoffentlich auch in gesicherten Fahrwassern. Dass erkannt wird, dass die Region unsere Arbeit dauerhaft braucht."
Was muss erfüllt sein, damit die Ziele von BioökonomieREVIER erreicht werden können?
Wirtz: „Wir wollen zeigen, dass es Wertschöpfung gibt, dass das Modell funktioniert, dass es neue Geschäftsmodelle gibt, Arbeitsplätze im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie, die Natur genauso schützt wie die menschlichen Lebensräume. Wir können helfen, die Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Partner an Bord bekommen, immer wieder beweisen, dass es funktioniert. Zum Beispiel, indem wir die Profilorte entwickeln. Wir zeigen den Bürgerinnen und Bürgern und den Akteuren und Entscheidungsträgern in den Verwaltungen und der Politik, dass wir und die Bioökonomie zu einer lebenswerten Region beitragen.
Ich hätte gerne pro Landkreis einen Bioökonomie-Profilort im Rheinischen Revier. Außerdem wünsche ich mir, dass es Firmen gibt, die mit den Prinzipien der regionalen, zirkulären Bioökonomie wirtschaften können. Die im besten Fall aus der Region kommen und in der Region arbeiten.“
Das Interview führte Eva Johanna Onkels