20.05.2025
Vom Metzger bis zur Textilfabrik - regionale Bioökonomie-Akteure wollen nicht länger "Lost in Transformation" sein
Max Esser hat eine gute Idee – aber auch jede Menge Probleme. “Die deutsche Kultur hat Angst vor Innovation”, konstatiert er auf der BioökonomieREVIER Veranstaltung "Lost in Transformation" im Rahmen des EU-Projekts BIO2REG. Dabei sei das gerade wichtig. Der Strukturwandel im Rheinischen Revier trifft die ganze Region. Wegfallende Arbeitsplätze müssen neu geschaffen werden, ganze Wirtschaftszweige werden sich umstellen müssen. Wie das gehen kann, darüber diskutierten regionale Akteure unter dem Titel „Lost in Transformation? Bioökonomie praktisch umsetzen“ am Freitag, 9. Mai, im Brainergy-Park in Jülich.
Regionale Textilwirtschaft, Metzgereien und Kompetenzzentren aus anderen Regionen Deutschlands - an diesem Freitag zeigte sich die Breite des Themas Bioökonomie. Denn obwohl die unterschiedlichen Branchen vor verschiedenartigen Aufgaben stehen, wollen sie mit Konzepten aus der Bioökonomie die Zukunft in ihrer Region gestalten. Dabei unterstützt sie BioökonomieREVIER mit Angeboten zum Vernetzen, mit Expertise im Bereich Bioökonomie und durch das Setzen von Impulsen.
Max Esser, Unternehmer und Metzgermeister aus Erkelenz, hat die ersten Schritte bereits gemacht. Er hat seinen ersten regionalen Foodhub in Erkelenz auf die Straße gebracht. Dort werden regionale Fleisch- und Milchprodukte dezentral gelagert, sollen dort verarbeitet und weiter vertrieben werden. Für Obst und Gemüse gibt es dieses Konzept bereits. Doch diese Geschäfte sind saisonal. Fleisch hingegen ist ein ganzjähriges Produkt. Eine weitere Idee von Esser: Die Bauern sollen nicht nur direkt anliefern, sondern auch eigenproduzierte Produkte anbieten können – beispielsweise Mozzarella aus der Region. Doch die Bürokratie macht es den Bauern schwer. So klagte ein Bauer, er habe mehr mit dem Ausfüllen von Formularen zu tun als mit der Produktion von Mozzarella, schilderte Esser.
Aktuelle Herausforderungen treffen auf schwerfällige Bürokratie
Die Transformationsmanager:innen von BioökonomieREVIER hatten ein offenes Ohr für Essers Anliegen. Im gemeinsamen Dialog erarbeiten die Akteure aus unterschiedlichen Branchen und Regionen Optionen, mit den Herausforderungen umzugehen. Mit Plant³, vertreten durch Christian Theel, war zudem ein regionales Bioökonomie-Bündnis aus Mecklenburg-Vorpommern vertreten, welches eigene Herausforderungen hat - aber eigene Lösungskonzepte vorschlagen konnte.
Dr. Oliver Bonkamp vom Kompetenzzentrum Bio-Security aus Bönen präsentierte ein Konzept, das Gründern den Einstieg in die Forschung und Entwicklung erleichtert: Anstatt in kostenintensive Gerätschaften oder Labore zu investieren, können diese flexibel angemietet werden.
Katharina Piront von der Stadt Elsdorf stellte den gläsernen Food-Campus Elsdorf vor, der an der Tagebaukante auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik von Pfeiffer und Langen entstehen soll. Die Herausforderungen für die Kommune: der lange Planungshorizont und bürokratische Hürden. Statt einer Vielzahl an Unternehmen mit unterschiedlichen Anforderungen setzt Elsdorf auf gezielte Partnerschaften – auch, um den bürokratischen Aufwand möglichst gering zu halten.
Die Hochschule Niederrhein stellte in einem Video ihre Textilfabrik 7.0, ein Ankerprojekt im Strukturwandel, vor. In dieser sollen Stoffe mit modernster Technologie hergestellt werden.
Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler, vertreten durch Volker Mielchen, stellte ihren Masterplan für Jüchen Süd vor. Ab 2037 soll dort ein neues Quartier für Wohnen und Gewerbe entstehen, das getragen wird von einem Kreislauf-Gedanken. Das ambitionierte Ziel: Rohstoffe und Materialien aus der Region dafür verwenden – und die Privatpersonen ins Boot holen, denen vor Ort die Grundstücke gehören.
Kommunen im Fokus
Im Co-kreativen Workshop zeigte sich, dass eine gemeinsame Baustelle der Beteiligten die Rolle der Kommunen ist – und die Frage, wie diese besser einbezogen werden können. Die Teilnehmenden erarbeiteten mehrere konkrete Ansätze: Konzepte und Ideen müssen zu den Herausforderungen der Kommunen passen. Und die Projekte müssen am Ende eine Kostenersparnis bringen.
Die Transformationsmanager von BioökonomieREVIER und das EU-Projekt Bio2Reg nahmen die Vorschläge, Ideen und Herausforderungen auf, um künftig die Herausforderungen zielgerecht angehen zu können. Außerdem kann BioökonomieREVIER dabei unterstützen, Kommunen und Unternehmen zusammenzubringen und mit neu geschaffenen Kooperationen die wirtschaftliche Transformation im Rheinischen Revier voranzubringen.
Nach dem 9. Mai fühlten sich viele der Beteiligten nicht mehr ganz so “lost in Transformation”.
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