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Diskussionsrunde
10.12.2019 | Politik, Revier, Wissenschaft

Fachforum Kohleausstieg, Nachhaltigkeit, Wissenschaft auf der 1. Jahrestagung der Wissenschaftsplattform_Nachhaltigkeit 2030

Wie verändern sich die Braunkohletagebauregionen bis zum Jahre 2050? Mit dieser Frage begann das gut besuchte Fachforum „Kohleausstieg, Nachhaltigkeit, Wissenschaft“ in Berlin im Rahmen der 1. Jahrestagung der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030. Das Projektteam BioökonomieREVIER vom Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI) war mit dabei.

Die Tagung am 5. Dezember 2019 fand statt unter dem Diktum „Nachhaltige Entwicklung: Eine Frage der Wissenschaft“. Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft diskutierten, wie man die nachhaltige Entwicklung in Deutschland gemeinsam voranbringen kann. Das Projektteam BioökonomieREVIER vom Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI) war mit dabei.

Auf dem Podium des Fachforums sprach Timon Wehnert vom Wuppertal Institut mit Dr. Gisela Philipsenburg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Gero Roser vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Christine Herntier, der Bürgermeisterin von Spremberg in der Lausitz, Antje Grothus von der Klima-Allianz Deutschland (Büro NRW, Rheinisches Revier) sowie den beiden Begleitforschern Dr. Jan-Hendrik Kamlage (KWI, BioökonomieREVIER) und Dr. Jeremias Herberg (Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam/IASS, Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz).

Die beiden Vertreterinnen aus den Kohleregionen, Herntier und Grothus, skizzierten zu Beginn der Diskussion ihre Zukunftsvisionen für die Lausitz und das Rheinische Revier. Beide waren sich einig (wenn auch mit unterschiedlichen Akzentuierungen), dass sie dort jeweils eine Modellregion der Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Prosperität vorzufinden wünschen. Dafür haben sich beide Frauen auch bereits in der Kohlekommission, der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, engagiert.

Fast ein Jahr nach dem Kohlekompromiss, wird heute allerdings Frustration laut – und zwar über die mangelnde Beteiligung zivilgesellschaftlicher und kommunaler Akteur*innen und die Intransparenz in vielen Entscheidungsprozessen. So ist es für Christine Herntier keine wirkliche Beteiligung, wenn bei einer Veranstaltungsreihe in der Lausitz lediglich 100 Menschen dabei sind. Alle Beteiligten des Panels wünschten sich eine inklusive und gestaltungsoffene Partizipation. Antje Grothus skizzierte ein Modell, wie dies ihrer Meinung nach optimalerweise im Rheinischen Revier umgesetzt werden könne und kritisierte die derzeitigen Strukturen, die dies nicht unbedingt leisten.

Den Weg eines nachhaltigen Strukturwandels können die betroffenen Akteursgruppen nur gemeinsam beschreiten – dabei gelte es, diese Gruppen nicht nur „mitzunehmen“, sondern ihre Visionen, Anliegen und Wünsche sollten aktiv mit eingebunden werden. So kann eine breitere Mobilisierung stattfinden und die vorhandenen Mittel für den Strukturwandel können effektiver und gerechter verteilt werden. Eine solche faire und inklusive Partizipation mache dabei auch vor dem Begriff der Nachhaltigkeit nicht halt. Es gelte, einen gemeinsamen Kompromiss zwischen verschiedenen Leitbildern ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu finden. Dieser sollte als gemeinsame Zielgröße für den Strukturwandel gelten.

Um einen solchen Partizipationsprozess jedoch reflektiert und nachhaltig zu gestalten, ist eine wissenschaftliche Begleitung förderlich. Sie kann unterstützen, Partizipationsprozesse aufzubauen und weiterzuentwickeln. Sie kann Kommunikationsräume eröffnen, Perspektivwechsel ermöglichen oder auch empirische Erkenntnisse in die Prozessgestaltung einfließen lassen. Einen transparenten und fairen Beteiligungsprozess für das Rheinische Revier will auch das KWI als Partner des Forschungszentrum Jülich (FZJ) im Projekt BioökonomieREVIER entwickeln. Dabei geht es zunächst um eine Analyse der betroffenen Akteur*innen in der Region, die es einzubinden gilt. Darüber hinaus soll eine Bürger*innenversammlung und Bürger*innenräte in den Kommunen einberufen werden. Die Ergebnisse der verschiedenen Beteiligungsformate werden dann über eine Online-Plattform als verbindendes Element gebündelt, kommuniziert und weiterentwickelt. So soll unter Beteiligung aller Interessensgruppen ein Mandat für die Entwicklung des Rheinischen Reviers hin zu einer zukünftigen Modellregion für nachhaltige Bioökonomie geschaffen werden.

Kontakt
Sonja Knobbe
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)
Tel.: 0201-183 8163
E-Mail: sonja.knobbe@kwi-nrw.de

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